Museum
Das Hinterlandmuseum im Landgrafenschloss Biedenkopf bietet einen faszinierenden Einblick in die Regional- und Kulturgeschichte des Hessischen Hinterlandes. Das Schloss selbst, das Mitte des 15. Jahrhunderts von Heinrich III. zu Hessen-Marburg erbaut wurde, gehört zu den bedeutenden Kulturdenkmälern Hessens und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Bereits im 12. und 13. Jahrhundert gab es an dieser Stelle Vorgängerbauten, die als Grenzfestungen der hessisch-thüringischen Landgrafen dienten.
Ursprünglich als Witwensitz geplant, wurde das Schloss von der landgräflichen Familie nie bezogen, da diese ihren Wohnsitz im Schloss in Marburg bevorzugte. Zwischen 1577 und 1842 diente das Schloss als Getreidespeicher für bäuerliche Abgaben und wurde nach der Aufhebung der Leibeigenschaft als Lagerraum genutzt. Seit 1908 beherbergt das Schloss das Hinterlandmuseum, dessen historische Sammlung vor allem dem Engagement des Kaminkehrers und Antiquitätenhändlers Carl Pfeil zu verdanken ist.
1988 musste das Schloss wegen dringender Sanierungsarbeiten geschlossen werden. Nach der Wiedereröffnung 1993 wurde der Innenausbau mit dem „Hessischen Denkmalschutzpreis“ ausgezeichnet. Ein bauhistorischer Rundgang führt Besucher heute durch das gesamte Schloss und erläutert die Besonderheiten des Bauwerks, darunter eine eindrucksvolle Dachkonstruktion aus dem 15. Jahrhundert.
Das Hinterlandmuseum erlangte überregionale Bedeutung durch seinen umfangreichen Trachtenbestand. Während der Sanierung des Schlosses wurden die wertvollen Museumsstücke restauriert und können nun auf 700 m² Ausstellungsfläche präsentiert werden. In verschiedenen Abteilungen wird die Regional- und Kulturgeschichte des Hinterlandes dargestellt, mit Schwerpunkten auf Industrie-, Verkehrs-, Landwirtschafts- und Handwerksgeschichte sowie auf Trachten-, Wohn- und Alltagskultur.
In der Eingangshalle des Erdgeschosses erfahren Besucher Wissenswertes über die Entwicklung des Verkehrs- und Postwesens. Eine historische Postkutsche, die von 1886 bis 1908 zwischen Biedenkopf und Battenberg verkehrte, veranschaulicht die schwierigen Transportbedingungen der damaligen Zeit. Handdruckspritzen und Löscheimer dokumentieren die Geschichte des Feuerlöschwesens im Biedenkopfer Raum.
Die industrielle Entwicklung der Region wird durch Produkte der Eisenindustrie und Erläuterungen zu Techniken der Erzverarbeitung im Erdgeschoss anschaulich dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Grenzgangsfest, das seit 1839 alle sieben Jahre in Biedenkopf gefeiert wird und seine Ursprünge im 17. Jahrhundert hat. Im Obergeschoss des Palasgebäudes wird die Bedeutung und Geschichte des Grenzgangs durch zahlreiche Ausstellungsstücke illustriert.
Im Dachgeschoss des Schlosses wird ein Teil der umfangreichen Trachtensammlung des Museums präsentiert. Haushaltsgegenstände und Möbelstücke geben Einblick in die historische Wohn- und Alltagskultur. Zudem informieren Ausstellungen über verschiedene Textilhandwerke wie Färber, Tuchmacher, Strumpfwirker, Hutmacher und Schuhmacher. Auf der Dachempore sind Bauhandwerke wie Schmied, Schlosser, Seiler, Glaser, Maler, Weißbinder, Maurer, Zimmermann und Schreiner vertreten.